Service
Gitarrenpflege
- Die Metallteile der Mechanik (Schnecken und Zahnräder) bleiben mit einem Tropfen säurefreien Haushaltsöl leichtgängig (auf die Kunststoffwellen oder Holzbohrungen darf aber kein Öl gelangen).
- Gelegentlich kann es nötig sein, die Zahnrad-, Griff- und Grundplattenschrauben nachzuziehen.
- Beim Saitenwechsel schont es die Konstruktion, wenn die Saiten einzeln nacheinander gewechselt werden, während die jeweils restlichen ihre Stimmung behalten.
- Sollte es erforderlich sein, daß alle Saiten gleichzeitig entspannt werden müssen (z.B. bei längeren Spielpausen oder für Transporte) oder entfernt werden müssen (z.B. für Griffbrettreinigung oder Reparaturen), kann man gefährliche einseitige Zugbelastung auf die Decke verhindern, indem die Saiten paarweise symmetrisch ge- oder entspannt werden, also zuerst E-Saite und e-Saite, danach A-Saite und h-Saite, schließlich D-Saite und g-Saite.
- Knoten an den Enden der Diskantsaiten sichern sie gegen Durchrutschen am Steg.
- Durch Abwischen der Saiten nach dem Spielen (z. B. mit einem Baumwolltuch) werden Feuchtigkeit und Schmutz entfernt. Dadurch wird die Korrosion der metallumsponnenen Saiten verringert und die Haltbarkeit verlängert.
- Scharfkantige Ober- und Untersattelknochen oder abgespielte Bünde können die Metallwindungen der Bass-Saiten zerstören. Gelegentlich wird es nötig sein, diese überarbeiten zu lassen.
- Der Lack sollte vor intensiver Sonnenbestrahlung oder anderen starken Wärmequellen geschützt werden.
- Gegen Kratzer durch Knöpfe, Reißverschlüsse, Gürtel etc. und gegen eine Reaktion des Lackes mit der Säure im Hautschweiß hilft das Unterlegen von Baumwolltüchern oder weichen Lederlappen.
- Beim Saitenwechsel kann ein an die Unterkante des Stegs gelegtes Leder Nagelkratzer verhindern.
- Zur Reinigung der lackierten Flächen verwendet man haushaltsübliche Staubtücher, bei stärkerer Verschmutzung auch leicht mit warmen Wasser angefeuchtete Baumwolltücher (dann allerdings mit einem trockenen Tuch nachwischen und dem Wasser keine Reinigungsmittel zusetzen). Richtige Lackpolituren und Lackreiniger sollte man unbedingt auf ihre Verträglichkeit mit Schellack überprüfen.
Die vielen verschiedenen Schellackpolituren basieren alle auf dem Lackharz oder Schellack (resina laccae), einer Ablagerung auf den Zweigen bestimmter Bäume, z.B. Feigen-Spezies, Croton- und Ficusarten, die auf den Molukken, in Ostindien, Thailand, Sumatra, und anderen Ländern heimisch sind. Dabei handelt es sich um das eingetrocknete Sekret verschiedener parasitärer Lackschildlaus-Arten (carteria lacca, coccus lacca). Die ungeflügelten Weibchen setzten sich nach der Befruchtung in großen Mengen auf die Pflanzenzweige (um ein Kilogramm Schellack zu ernten benötigt man etwa 300.000 Insekten). Sie saugen den Saft der Pflanze, der durch die Verdauung eine chemische Veränderung erfährt, und wieder ausgeschieden wird. Das Exkrement wird von den Läusen dazu verwendet Brutkammern zu bauen, vergleichbar den Bienenwaben, in die sie ihre Eier ablegen. Die Zweige werden dabei von der allmählich zu Krusten erstarrenden Harzmasse völlig eingehüllt. Die Läuse sterben, während sich die Larven von dem Brutsaft in den Kammern ernähren und diese schließlich verlassen. Geeignete Bäume werden in Plantagen bewirtschaftet und zweimal im Jahr geerntet, d.h. die Harzkrusten werden mit Stöcken von den Zweigen geschlagen, gesammelt und kommen in rauhen, außen braunen Röhren oder Bruchstücken unter der Bezeichnung Stocklack (lacca in baculis, bzw. lacca in ramulis) in den Handel. Der zerkleinerte Stocklack wird durch Waschen mit Wasser oder verdünnter Sodalösung von einem Teil seines Farbstoffs befreit, getrocknet, sortiert und ergibt den Körnerlack (lacca in granis). Aus Stock- bzw. Körnerlack gewinnt man durch Zerkleinern, Auswaschen des roten Farbstoffs, Schmelzen und Sieben durch feinmaschige Metallgitter, Entwachsen und Bleichen mittels chemischer Zusätze und schließlich Trocken die weiteren Schellacksorten. Unter den Bezeichnungen Stock-, Körner-, Tafel-, Gummilack, oder Sortennamen wie Orange, Lemon, Sonne, etc. erhält man sie in Bruchstücken, Platten, Linsen- oder Plättchenform. Je nach Art der Insekten, Pflanzen und Verarbeitung haben sie unterschiedliche chemische Zusammensetzungen (Harze, Wachse, Öle, Farbstoffe, etc.) Zur Verarbeitung als Politur werden sie in hochprozentigem Spiritus (Weingeist, Ethanol, Alkohol) aufgelöst.
Es gibt mehrere Möglichkeiten Schellack auf die Holzfläche zu bringen. Wie andere Lacke kann man ihn sprühen oder mit dem Pinsel auftragen. Das traditionelle Verfahren im Gitarrenbau und das vorteilhafteste ist jedoch die Ballenpolitur. Dabei wird Schellack in geringer Konzentration und Menge mit einem kleinen Ballen (bestehend aus einem mit feinem Leinen umwickelten Wollkern) in kreisenden fließenden Bewegungen aufgetragen. Viele Durchgänge pro Fläche und lange Trocknungszeiten sind notwendig, bevor aus unzähligen, hauchdünnen Schichten eine geschlossene, glänzende Lackfläche entsteht.
Gegenüber den modernen, meist im Sprühverfahren verarbeiteten Lacken (Nitrozellulose, Polyester, Acryl, etc.) bietet Schellack einige Vorteile:
Er kann durch das Ballenpolierverfahren sehr viel dünner (unter 0,1 mm) und gleichmäßiger aufgetragen werden, und er ist aufgrund seiner Zusammensetzung (Wachsanteile) flexibler. Der Lacküberzug kann somit die durch Schwund und Quellen verursachten Volumen- und Formveränderungen des Holzes mitmachen, außerdem festigt und unterstützt er die Deckenschwingung, ohne sie zu behindern.
Ein wesentliches Merkmal der traditionellen Handpolitur ist, daß je nach Arbeitsstadium unter erheblichem Druck poliert werden muss. Dadurch werden die Lackpartikel verdichtet und zu einer Homogenität komprimiert, die durch einen Sprüh- oder Streichvorgang nicht erreicht werden kann (dort werden die Partikel nur in einem lockeren Gefüge angelagert), auch der Verbund zum Holz wird dadurch erhöht.
Wenn der Schellack beschädigt wurde, z.B. bei Rißreparaturen, kann er meistens mit relativ wenig Aufwand retuschiert und überpoliert werden, da die bestehende Lacksubstanz wieder anlösbar ist und sich neue mit alten Lackschichten gut verbinden.
Auch in seiner Ästhetik, seiner Transparenz und in der natürlichen Wirkung übertrifft Schellack die synthetischen Lacke. Erwähnt sei außerdem, daß es sich um ein Naturprodukt handelt, das ungiftig ist (allerdings nicht die chemisch verarbeiteten Sorten).
Leider gibt es nicht nur Vorteile. Die Harze und Wachse, die die Flexibilität des Lackes begünstigen, bedingen eine größere Wärmeempfindlichkeit (Schmelzpunkt je nach Sorte 60 – 100° C), eine geringere Abrieb- und Kratzfestigkeit und höhere Säureempfindlichkeit (z. B. gegen die Säure im Hautschweiß).
Daraus ergeben sich einige Ratschläge zum Umgang mit Schellack-polierten Instrumenten: Wenn möglich, sollte der Lack außer am Hals nicht mit der bloßen Haut in Berührung kommen. Den Hals wischt man nach dem Spielen mit einem weichen Tuch ab. Man sollte lang anhaltende Erwärmung vermeiden, z. B. durch Sonnenbestrahlung, Heizkörper oder andauernde Körperwärme. Am besten legt man zusätzlich zur Kleidung ein Tuch oder weiches Leder zwischen Körper und Instrument (siehe auch Pflegetips für Gitarren).
Auch bei großer Sorgfalt und Pflege kann im Abstand von mehreren Jahren ein Überpolieren notwendig sein, wenn der Schellack seine Schönheit, seine holzschützende und klangliche Funktion behalten soll.
Holz ist hygroskopisch, d.h. es kann Feuchtigkeit abgeben und Feuchtigkeit aufnehmen. Die Abgabe, bzw. Aufnahme der Feuchtigkeit beginnt dann, wenn zwischen dem Feuchtegehalt des Holzes und dem Feuchtegehalt der das Holz umgebenden Luft ein Gefälle besteht. Durch die Abgabe oder Aufnahme von Feuchtigkeit können sich Volumen und Form des Holzes verändern, es schwindet und zieht sich zusammen oder es quillt und dehnt sich aus.
Deshalb führen extreme klimatische Bedingungen (insbesondere Trockenheit oder abrupte Wechsel von Luftfeuchtigkeit und Temperatur) sehr schnell zu Deformationen oder Rissen. Warme Luft kann sehr viel mehr Wasser in Form von unsichtbarem Wasserdampf aufnehmen als kühle, hat also eine niedrigere relative Luftfeuchtigkeit. Gefahr droht besonders im Winter durch trockene Heizungsluft, in Räumen mit Klimaanlage, bei starker Sonnenbestrahlung (z. B. Kofferraum) oder in der Nähe von starken Wärmequellen (z. B. Heizkörper).
Aber auch eine zu hohe Luftfeuchtigkeit (über 75% relative Luftfeuchte) kann den Klang beeinträchtigen.
- Mit einem Hygrometer läßt sich die relative Luftfeuchtigkeit beobachten und bei Werten unter 45% verdampft oder verdunstet man Wasser, z.B. durch nasse Handtücher, die über Heizkörper gelegt werden, oder Luftbefeuchtungsgeräte.
- Spezielle Luftbefeuchter können im Koffer oder sogar im Instrument angebracht werden.
- Koffer können durch zusätzliche isolierende Hüllen geschützt werden.
- Gegen zu hohe Luftfeuchtigkeit kann man Entfeuchtungsgeräte einsetzen.